Wie wir uns selbst betrügen #3
- Jessica Rumpf
- 12. Mai 2023
- 4 Min. Lesezeit
Vogel-Strauß-Taktik
Lieber Andreas,
wer hätte gedacht das dein Brief noch so aktuell wird in dieser Woche. 🕊️ Zunächst haben deine Worte mich sehr berührt, weil Anfang des Jahres ein Freund und Kollege meines Mannes mit 39 Jahren an Krebs gestorben ist. Er hinterlässt Frau und drei Kinder. Eine Tochter von ihm heißt Zoe, so wie unsere Tochter. Obwohl ich ihn kaum kannte, habe ich gespürt, dass er ein sehr integrer und gutmütiger Mensch war. Es war stimmig sich mit ihm zu unterhalten. Er war ein Mann der seine #Werte gelebt hat und eine tiefe Verbundenheit mit einer höheren Macht hatte. Das hat mich beeindruckt.
Es war so wie du schreibst - Er war bei sich und ich glaube, er hat sich zum Ende auch auf den Tod gefreut. Wer kann das schon?
Für seine Firma war es ein Schock. Hier kam mir dann Stefan Hund in den Sinn, der sich mit dem Tod beschäftigt. Besser gesagt, mit Trauer im Unternehmen. Aus meiner Sicht unglaublich wichtig. Denn über Emotionen und Gefühle sprechen wir ja viel zu wenig, geschweige denn von „zulassen“.
🌈 Nachdem wir erfahren haben, dass er gestorben ist, haben wir uns zu Hause viel über den Tod unterhalten. Wir wurden dadurch nochmal richtig geerdet und erfuhren noch mehr Dankbarkeit als sonst.
Wahrscheinlich braucht es diese Augenblicke, um Dankbarkeit wirklich zu spüren.

🕊️ Der Tod ist bei uns immer mal wieder präsent. Besonders bei der Vorsorge, hinsichtlich Testaments, Patientenverfügung und Vollmachten. Darauf lege ich großen Wert. Denn passieren kann immer etwas und in einem solchen Moment bist du kaum in der Lage zu denken. Du willst dich auch nicht mit Finanzen und Co. beschäftigen. Dann entstehen die meisten (Finanz- und Familien-)Probleme.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (A.Einstein)
🤷 Aber wer beschäftigt sich mit Mitte 30 schon mit solchen Themen? Was ich in meiner Zeit als Finanzberaterin erlebt habt, willst du gar nicht wissen. Das Alter spielt auch da kaum eine Rolle. Es gibt wenige Menschen, die sich überhaupt mit Finanzen, Vorsorge, geschweige denn dem eigenen Tod beschäftigen💸. Lieber die Vogel-Strauß-Taktik (Kopf in den Sand)! Probleme wachsen und bringen schwerwiegende Folgen mit sich.
❓ Warum sich also nicht mal mit Lösungen auseinandersetzen?
Kommen wir zu dieser Woche. Sonntag habe ich erfahren, dass meine Stief-Oma im Sterben liegt. Montag habe ich mich dann auf den Weg ins 350 km entfernte Krankenhaus gemacht, um sie zu besuchen. Sie liegt sehr schwach mit leichter Beatmung im Bett. Die Arme und Beine sind ganz dünn. Die Atmung röchelnd und angestrengt. Sie ist aber noch bei Bewusstsein und erkennt mich sogar. Sie versucht mit mir zu sprechen, was ihr nur schwer gelingt. Ich erzähle ihr viel und sie lächelt sogar einige Male. Nach einer Stunde ist sie bereits sehr erschöpft und ich verabschiede mich wieder. Es geht für mich 350 km zurück.
☁️ Das sind die Situationen die deutlich zeigen, dass alles endlich ist. Ich persönlich weiß das und lebe auch daher mein Leben viel intensiver und bewusster.
💙 Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen sich mit dem Tod und den vermeintlich „unbequemen“ Themen auseinandersetzen, denn dann können sie lernen damit umzugehen. Sich und anderen helfen.
🌎 Auch der kulturübergreifende Austausch ist hier ratsam. Auf meinen Reisen, ist mir der Tod immer wieder begegnet. Weil ich mich geöffnet und bewusst damit auseinandergesetzt habe. Es hat mir sehr geholfen, mein Bild über den „schrecklichen“ Tod zu verändern und die Toten zu feiern.
Montag kam mir dazu das Wertesystem Familie in den Sinn. Denn es hat einen hohen Stellenwert bei mir und daher (fast) immer Vorrang. Familie heißt für mich aber nicht automatisch, dass wir blutsverwandt sind. Ich definiere Familie über Werte und Gefühle.
Ich bin 18 Jahre alt und sitze ich auf einer roten Couch, die in der Ecke des Raumes steht. Gegenüber ein Sessel, daneben eine grüne Pflanze. Rechts davon ein kleiner Schreibtisch mit Hocker. Links geht es noch weiter in den Raum hinein, bis ein großes Fenster das Zimmer abrundet. Ein großer Mann, leicht gräuliche Haare, kommt zur Tür herein, begrüßt mich und setzt sich auf den Sessel. „Wie geht es ihnen?“, fragt er mich mit ruhiger Stimme. Ich antworte wie immer „Gut“. „Naja eigentlich geht’s mir nicht gut, sonst wäre ich ja nicht hier!“ denke ich. Der Mann ist Psychotherapeut und ich besuche die Sitzungen schon ein paar Monate. Wieder Mal geht es um meine Familie und ich bin ratlos. Was dann passiert, erwarte ich nicht. „Frau Rühl (Mädchenname), ich bin da auch ratlos, was ihre Familie angeht. Aber Familie können sie sich doch aussuchen. Sie können doch festlegen, wer zu ihrer Familie gehört“.

🙃 Das stellte alles auf den Kopf und begleitet mich seitdem mein ganzes Leben schon. Zu wissen, dass ich entscheide und definiere was Familie heißt und wer dazu gehört, gibt mir Macht und somit Selbstverantwortung und ich bin nicht mehr Opfer meines Umfelds. Eine Erkenntnis, die ich gerne in Mentorings und der #Wertearbeit weitergebe.
Mach deine Werte spürbar!
WERTEvolle Grüße Jessica 💙
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Jessica Rumpf, geboren 1987, ist in allererster Linie Mensch und diese Haltung fließt in ihre Arbeit ein. Sie unterstützt ambitionierte FirmeninhaberInnen bei Veränderungsprozessen.
Die studierte Betriebswissenschaftlerin sammelte internationale Erfahrungen im Marketing, im Vertrieb, in der Eventbranche und im Finanzbereich. Sie hat bereits dreimal gegründet, erfindet sich immer wieder neu und weiß daher genau, worauf es beim eigenen Business ankommt. Sie ist eine Powermama und Unternehmerin mit viel Herz, die gern lacht und Katzen liebt.
Jessica geht ihre eigenen Wege, die sie unter anderem für ein Jahr nach Ecuador führten. Sie bezeichnet sich selbst als Querdenkerin und meint damit, dass sie andere Denkansätze verfolgt, sie hinterfragt und weicht auch mal von klassischen und konventionellen Wegen ab. Das bringt den gewünschten Fortschritt herbei und Menschen in ihrer Persönlichkeitsweiterbildung voran.

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