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Ich würde nicht heiraten!



Liebe Jessica



Deine Geschichte berührt mich!


Wir wissen auch wie es ist, alles leer zu räumen und Hauser zu verlassen. Doch wir haben dies immer nur Holterdiepolter gemacht.

Wir haben uns nie die Zeit genommen auch Abschied zu nehmen.

Und Jahre später stellen wir fest, dass noch etwas von uns an den anderen Orten ist …



Du hingegen beschreibst einen Akt des Loslassens, einen Befreiungsschlag, um dann mehr Freiheit und Selbstbestimmung zu erlangen.

Dies erinnert mich daran, wie wichtig es ist, Entscheidungen zu treffen und die Welt so zu gestalten, wie sie uns gefällt.

Ich spüre in deinem Brief die Sehnsucht nach einer Gesellschaft, die von Menschlichkeit, Wertschätzung und Liebe geprägt ist. Eine Kultur, die Achtsamkeit und Dankbarkeit lebt und nicht immer nur nach Wachstum und Selbstoptimierung strebt.

Irgendwie empfinde ich dies auch als einen Appell an uns alle, mehr auf unsere inneren Werte zu achten und sie in unserem Handeln zu integrieren.

Nun – unser Sohn heiratet heute!💍 … nur standesamtlich 😉.

Die große Feier findet im September statt.

Wir sind schon gestern angereist. Wir haben überlegt, was machen wir nach der standesamtlichen Hochzeit. Diese findet in einem altehrwürdigen Gebäude statt. Dieses hat seit 1894 viel Leid, aber auch viel Freude erlebt.

Nun – die beide heiraten aus Liebe und in Freude über ihre gemeinsame Zukunft.

Da ist ganz viel Hoffnung und Zuversicht.

Und da ist Mut und die Energie, gemeinsam eine Zukunft aufzubauen.



Braucht es nicht genau das!

Den Mut Entscheidungen zu treffen, die Energie auch diese Entscheidungen auf dem Weg zu verteidigen und dann die Liebe, sich immer wieder den Grund der Entscheidung in Erinnerung zu rufen.

Wir, also meine Frau und ich, haben schon vor ein paar Jahren gesagt, dass wir nicht mehr heiraten würden. Und dazu stehen wir beide auch heute noch.

Denn wir haben vor 32 Jahren geheiratet,

weil „man es getan hat“,

weil es „gewünscht“ war (Kristine entstammt einer generationsübergreifenden Pfarrersfamilie),

weil es steuerlich absolut Sinn gemacht hat.

Das waren alles „Werte“, die damals galten. Heute würden wir diesen nicht mehr folgen, da wir diese äußeren Vorgaben erdrückend finden und wir die steuerlichen Vorteile nicht wirklich ausgenutzt haben.

Nicht nur, dass das Modell Ehe in Deutschland aus dem Jahr 1875 relativ jung ist. Es ist aus meiner Sicht auch schon wieder veraltet.

Aber das ist alles unerheblich, denn alles hängt immer vom Auge des Betrachters ab.

Heute werden wir auf jeden Fall ein zutiefst freiwilliges Ja-Wort hören.

Damit sind für mich auf jeden Fall die Werte unseres Sohnes und seiner zukünftigen Ehefrau erfüllt.

Und ja – es ist alles eine Frage der Haltung.

Wie stehe ich zu den Dingen!

Wie stehe ich zu den Geschehnissen!

Was mache ich aus der Situation!

Wie sieht meine Reaktion und wie sieht meine Aktion aus!

Vorgestern stachen mir zwei Posts bei LinkedIn entgegen - direkt untereinander:

In dem einem meinte die Teilnehmerin:

Der öffentliche Raum in Deutschland ist für BIPoC nicht sicher!

Denn solange Weiße mit „Wenn Ausländer sich hier zu Hause fühlen würden“ rechtspopulistische Aussagen treffen können und damit rassistische Äußerungen salonfähig sind.

Und direkt darunter äußerte ein anderer Teilnehmer in seinem Post:

Alles beginnt mit der eigenen Haltung.

So ist es … solange wir über andere sprechen und nicht miteinander, wird sich eine Gesellschaft, wird sich eine Firma und wird sich auch eine Familie entzweien.

Umso wichtiger ist es, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen. (btw – bereits da fängt es an schwierig zu werden)

Wenn ich diese Bedürfnisse und Wünsche kenne, kann ich diese artikulieren, vielleicht auch in den Dissens gehen.

Und dann kann ich Entscheidungen treffen.

Bei alledem ist es jedoch unumgänglich, die anderen Menschen zu respektieren und auch deren Haltung zu tolerieren.

Denn mache ich dies nicht, wird mich dies irgendwann wieder selbst treffen wie ein Bumerang.

Also – ich bewundere immer noch Eure Entscheidung und Euren Mut. Ein wenig neidisch bin ich dann auch.

Doch bis wir uns irgendwann in Eurem neuen Heim treffen werden, werden wir weiterhin mit unserem Büs’chen, der mittlerweile schon ein wenig mehr Bus geworden ist, die nahen Länder bereisen, fremde Kulturen und unbekanntes Essen genießen.

Lass uns für unsere Werte einstehen, unsere eigenen Wege gehen, unsere Werte leben und uns permanent weiterentwickeln.

Wir sind die Gestalter unseres Lebens und wir können es so formen, wie es uns erfüllt.


ABER jetzt gehen wir erstmal raus, zu dem ehemaligen Krankenhaus, in den alten Krankensaal und werden die Hochzeit unseres Sohnes und unserer zukünftigen Schwiegertochter begleiten, zelebrieren und feiern.

Wir haben auf jeden Fall Sekt, Häppchen, Luftballons und einiges mehr vorbereitet 😁🥂🍾🎈

Liebe Grüße

Andreas




 

Andreas Jelden, geboren 1966, gibt erfolgreichen und ambitionierten Menschen ihr Freiheit zurück.

Er unterstützt diese, ihre beruflichen Veränderungen zu meistern, den Karrierewechsel beherzt anzugehen, die berufliche Neuorientierung selbst zubestimmen und den beruflichen Neuanfang kreativ umzusetzen.


Seit 40 Jahren arbeitet er mit und für Menschen, hat kleine und große Teams geführt. In Krisenregionen wie auch sonst hat Andreas umfangreiche Krisenmanagementerfahrungen gesammelt und die Menschen wieder in ihre persönliche Stärke gebracht.


Persönliche Herausforderungen haben ihn sein ganzes Leben begleitet. Deshalb ist er immer wieder andere Wege gegangen und hat neue Lösungen erarbeitet.


Andreas arbeitet systemisch, methodenübergreifend sowie integrativ emotionsorientiert auf Basis der aktuellsten neurowissenschaftlichen Grundlagen.


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