Liebe Jessica,
endlich Samstag - eine stressige Woche liegt hinter mir ...
2.500 km für einen Termin / ein abgebrochener Zahn
und in der Zahnarztpraxis werde ich wie ein alter Mann behandelt ...
Aber es ist Wochenende und ich darf dir auf deinen Brief antworten. ✍
Es fällt mir immer wieder schwer die richtige Themen zu finden, denn die Ereignisse überschlagen sich ja. Und ich weiß nicht, ob dies mit meinem Alter bzw. mit all dem schon Erlebten zu tun hat - so konnte ich z.B. die Unwetter in Italien diese Woche nicht aus Medien sondern unmittelbar erleben. Oder hat dies mit der Häufung der Ereignisse zu tun. Oder hat diese mit der immer stärker werdenden Vernetzung und mit der scheinbaren Nähe zu tun.
Aber nun auf ... 👇
Permanent stecken wir in einem Generationenkonflikt.
So habe ich es auch schon von früh an gelernt.
"Das hätte es bei uns nicht gegeben", war genauso im Sprachgebrauch wie "Mit deinem Leichtsinn wirst du es nie zu irgendetwas bringen."
Am Dienstag wurde nun die nächste Trendstudie "Jugend in Deutschland" veröffentlicht. Gerade nach der Pandemie, dem Krieg, der Klimakrise oder der Inflation leiden junge Menschen stärker als Ältere. Zudem fühlen sich mehr junge als alte Menschen erschöpft und haben häufiger Selbstzweifel.
Vermutet wird, dass die Älteren zurückhaltendere Erwartungen an ihr weiteres Leben haben und im Umgang mit Belastungen erprobter seien.
Das halte ich alles für relativ, denn wir sind doch von Umständen geprägt, in welchen wir aufgewachsen sind bzw. in welchen wir uns bewegen.
Und so hattest Du letztes Mal Deine Erfahrungen mit dem Tod geteilt.
Gestern hatten wir ein Gespräch mit einer Freundin, welche ihr ganzes Leben in der Altenpflege arbeitet. Für sie ist der Tod etwas ganz Normales.
Das ist ja genau die Frage - was ist NORMAL?
Sie hatte einfach ihr ganzes Leben mit älteren Menschen und damit zwangsläufig mit dem Tod zu tun.
Wenn wir uns gewissen Themen verschließen, werden uns diese Themen irgendwann bitterbös einholen.
So gibt es eine andere Studie - eine Langzeitstudie. Seit 1979 werden damals 12-Jährige bis heute begleitet.
Und wesentliche Erkenntnisse sind:
👍 Erfahrungen aus der Jugendzeit wirken sich bis weit in spätere Lebensphasen aus. So sprechen wir heute zwar alle über lebenslanges Lernen. Wenn man aber überprüft, wer es dann auch tut, trennt sich diese Mehrheit in zwei Gruppen: Die einen möchten gern teilnehmen, machen es aber nicht, die anderen tun es auch. Jene, die schon in der Schule Prüfungsangst hatten, sich nicht zu melden trauten usw., werden später im Leben auch Weiterbildungen meiden. Sie haben Angst vor schulischen Situationen. Da kann man Weiterbildungen noch so stark bewerben, sie werden daran nicht teilnehmen.
👍 Es zeigt sich, dass Kinder, die intelligent und gut in der Schule sind, in eher schwierigen, angesehenen Berufen erfolgreich sind. Doch wer ein hohes Einkommen erreicht, muss nicht unbedingt intelligent gewesen sein. Vielmehr muss diese Person selbstbewusst sein, der Glaube an Durchsetzungsfähigkeit und Leistung muss vorhanden sein – und die Offenheit Neuem gegenüber.
👍 Die allgemeine Lebenszufriedenheit und die Selbstwirksamkeit nimmt vor allem dann ab, wenn die Männer und Frauen alleinstehend sind.
Eine Quintessenz der erst genannten Studie ist eben aber auch, dass es keinen Generationskonflikt gibt, sondern einfach nur eine andere Sichtweise auf z. B. die Arbeit. Wenn wir Babyboomer vielleicht sagen "weiter so" oder "da muss man durch", dann möchte die GenZ vielleicht einen anderen Weg ausprobieren. Doch die Werte sind durchgängig gleich.
Und mal ganz ehrlich - ich wollte als Jugendlicher auch anders sein als mein Vater.
Aber andererseits sind meine Erwartungen trotz meines Alters weiterhin an das Leben sehr hoch. Wenn auch heute Morgen in einer Zahnarztpraxis die Ärzte und Helferinnen mich lauter ansprachen, als sie untereinander sprachen, bin ich dennoch der Meinung, ich bin für mein Alter jung und kann noch viel bewegen.
Das ist es doch - etwas zu bewegen, sich zu bewegen!
Es wird sich nur etwas bewegen, wenn ich mich bewege.
Deshalb halte ich es für wichtig, viele neue Eindrücke zu sammeln. So finde ich es auch gut, dass eben die jüngeren Generationen versuchen, neue und andere Wege zu gehen. Und daraus kann wieder Neues entstehen.
Machen wir uns nichts vor - wir selbst verändern uns Tag für Tag.
Also lass uns selbst immer wieder neu entdecken, unser Umfeld aus eben diesen Blickwinkel neu betrachten und Neues schaffen.
Ich freue mich auf neu Impulse.
Dir und Deinen Lieben ein wunderbares Restwochenende. Vielleicht verbindet Ihr das jetzige Wochenende mit dem kommenden und schafft für Euch einen wunderbaren Rahmen.
Sonnige Grüße aus dem Siebengebirge
Lass Deine Emotionen fliegen 🥏
Andreas
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